Silhuette von Konstanz

Konstanz in alten Bildern

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Die frühen Konstanzer Fotografen

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Vortrag von Norbert Fromm M.A., Stadtarchiv Konstanz, im Rahmen der Ausstellung "Konstanz in Fotografien vom 19. Jahrhundert bis heute" am 14.5.2008. Die hier gezeigten Bilder stammen nicht aus der Ausstellung. Weitere Bilder - auch aus der Ausstellung - folgen.

Anlässlich dieser interessanten Ausstellung, die anhand von ausgewählten Fotografien verschiedener Lichtbildner und verschiedener Zeiten zeigt, wie sehr sich Konstanz verändert hat und wie wichtig deshalb fotografische Dokumentationen sind und bleiben, will ich Ihnen einen Überblick über die ersten Konstanzer Fotografen bis zur Jahrhundertwende geben. Wie Sie sehen werden, waren auch diese Personen Pioniere dieses faszinierenden neuen Metiers und verdienen es neben der dominierenden Fotografen-Dynastie Wolf erwähnt zu werden. Leider ist über die meisten von ihnen aber wenig bekannt, weil sie großteils der Generation der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstammen und die Altkartei des Einwohnermeldeamts als wichtigste biografische Quelle erst sehr viel später einsetzt. So sind Nachforschungen nach ihnen sehr zeitaufwendig und mühsam und führen oft trotzdem nicht zum gewünschten Erfolg.

Der erste Fotograf, der sich in Konstanz niederließ, war der Maler und Zeichenlehrer Leonhard Hohbach. Von ihm erschien bereits am 28.04.1859 eine "Photographie"-Anzeige in der "Konstanzer Zeitung". Im Adressbuch des gleichen Jahres dagegen wird er aber noch als Maler bezeichnet. Als eigener Beruf nämlich wird die Fotografie allerdings erst im Adressbuch von 1865 aufgeführt. Hohbach stammte aus Edelstetten bei Krumbach in Bayern und verbrachte in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts einige Jahre als Zeichenlehrer für die Kinder des Freiherrn Joseph von Lassberg auf der Meersburg. Es gibt sogar ein Portrait des Freiherrn von ihm aus dem Jahre 1846. Hohbach wohnte zunächst in der Augustinerstraße (alte Nr. 590, heute Rosgartenstr. 20) bei - und das ist für die frühe Konstanzer Fotografiegeschichte bedeutend - dem Seifensieder und späteren bekannten Hotelier Ferdinand Halm und dessen Vater, dem gleichnamigen Bezirksförster. 1865 zog er in die Nähe des Kreuzlinger Tors und 1867 in die Schottengasse (heute Torgasse 2). Er starb schon mit 54 Jahren am 21. 10. 1870, muss also um 1816 geboren worden sein. Das Stadtarchiv besitzt eine Reihe von Fotografien des alten Konstanz von seiner Hand und im Rosgarten-Museum befindet sich sogar eine Portraitaufnahme des Lichtbildners, die wahrscheinlich von Ferdinand Halm aufgenommen worden ist.

Die älteste bekannte Fotografie von Konstanz stammt jedoch nicht von Hohbach, sondern von German Wolf. Wir waren bisher der Meinung,dass die ersten Konstanzer Aufnahmen von Wolf in die Jahre 1860 oder 1861 zu datieren sind. Eine genaue Durchsicht der im Archiv verwahrten alten handschriftlichen Glas-Negativ-Verzeichnisse von German Wolf und seinen Söhnen hat jedoch ergeben, dass das in der hinteren Vitrine ausgestellte Hafenbild schon aus dem Jahre 1855 stammt und damit die älteste bekannte fotografische Darstellung unserer Stadt darstellt. Noch älter ist lediglich die Jugendaufnahme von Ludwig Leiner aus dem sich heute im Archiv befindlichen Nachlass Leiner. Es handelt sich dabei um eine Daguerrotypie aus den Jahren 1850/51 und zeigt den Gründer des Rosgarten-Museums als Student der Pharmazie in München.

Zu den frühesten Aufnahmen von Konstanz zählen auch die Fotografien des berühmten Mannheimer Privat-Lichtbildners Jakob August Lorent (geb. 1813 in Charleston, USA, gest. 1884 in Meran), der schon im Alter von 5 Jahren nach Mannheim kam. Mit dem großen Vermögen seines Pflegevaters bedacht, machte er schon seit dem Jahr 1842 ausgedehnte Forschungsreisen in den Orient. Um seine Reiseeindrücke, die fremde Kultur und die dort gesehenen architektonischen Höhepunkte zu dokumentieren, befasste er sich sehr früh mit den verschiedenen fotografischen Techniken und experimentierte mit allen möglichen Fixier- und Belichtungsformen. Seine erste erhaltene Fotografie stammt von 1853 und war schon von überragender Qualität. Er benützte gewaltige Formate von bis zu 60 x 80 cm und konnte dadurch kleinste Details abbilden. Bald zählte er zu den berühmtesten und besten Fotografen seiner Zeit in Europa. So ist es nicht erstaunlich, dass ihn 1863 der badische Großherzog Friedrich I. auf die Mainau einlud. In dieser Zeit entstanden rund 20 großformatige Aufnahmen von der Mainau, Meersburg und Konstanz. Einige davon finden Sie in dem Katalog "Gut Licht" des Badischen Landesmuseums abgebildet, der den führenden badischen Fotografen des 19. Jahrhunderts gewidmet ist.

Im Adressbuch des Jahres 1865 sind dann schon vier Fotografen genannt, nämlich Andreas Einhart, Carl Friedrich Halm, Leonhard Hohbach und German Wolf, der hier noch als Georg aufscheint. Wolf ließ sich 1864 in Konstanz nieder und über ihn und seine beiden Söhne werde ich mich später noch ausführlicher äußern.

Beginnen wir mit Andreas Einhart. Seine erste Anzeige stammt vom 31.3. 1867 und verweist auf sein fotografisches Atelier in der Rossgasse (alte Nr. 448, heute Hüetlinstr. 27). Über ihn ist sehr wenig bekannt. Die "Konstanzer Zeitung" berichtet zwar in ihrer Ausgabe vom 10.2. 1869, dass Einhart ein Verfahren entwickelt hatte, um Fotografien auf Porzellan einzubrennen, aber sonst gibt es keine Nachrichten über ihn. Es sind auch nur ganz wenige Bilder von ihm bekannt und die stammen fast zur Gänze aus dem Nachlass Leiner. Einhart verstarb am 30.9. 1878 in Konstanz - sein Geburtsjahr und sein Alter sind nicht überliefert. Unstrittig ist aber, dass er zu dem weitverbreiteten Paradieser Geschlecht der Einharts gehört hat.

Hier eine der wenigen erhaltenen Aufnahmen aus Einharts Atelier. Die Rückseite ist blanko.

Karl Friedrich Halm hat sich sogar noch vor German Wolf in Konstanz niedergelassen, denn wir besitzen schon Aufnahmen von ihm aus dem Jahre 1863. Gerade in den alten Leinerschen Fotoalben finden sich zahlreiche Fotos von ihm, sodass man ohne Übertreibung Halm als den führenden Konstanzer Lichtbildner vor der Ära Wolf bezeichnen kann. Sein Metier muss er aber bei Leonhard Hohbach gelernt haben, denn dieser wohnte - wie wir schon vorher gesehen haben - im selben Gebäude wie er. Er war der Sohn des Bezirksförsters Ferdinand Halm, der schon 1843 im Adressbuch aufscheint, und hatte ebenfalls als Kunstmaler begonnen. Nun lernte er mit Hohbach einen Malerkollegen kennen, der sich auch mit der Fotografie beschäftigte. Das hat ihn bestimmt fasziniert und wahrscheinlich dazu bewogen von dessen Erfahrungen zu lernen. Er muss sich dann in wenigen Jahren zu einem vorzüglichen Fotografen entwickelt und eine zahlreiche Kundschaft gewonnen haben. Wir besitzen jedenfalls weitaus mehr Aufnahmen von ihm als etwa von Hohbach. Seiner Fähigkeiten war er sich auch wohl bewusst, warb er doch auf der Rückseite seiner Fotokartons mit seinem "photographisch-artistischem Atelier". Wie bekannt er damals in Konstanz war, zeigt der Umstand, dass Alfred Wolf, der 1892 sein Atelier übernahm, sich jahrelang in seinen Anzeigen als Halm's Nachfolger bezeichnet hat. Biografische Angaben zu ihm jedoch sind äußerst dünn gesät. Auch Zeitungsanzeigen seines Ateliers besitzen wir nicht. Halm ist schließlich am 2.2.1888 im Alter von 63 Jahren verstorben und wird interessanterweise in der Todesanzeige immer noch als Maler bezeichnet.

Im nächsten Adressbuch von 1868 kommen dann noch zwei weitere Fotografen hinzu, nämlich Raimund Hotz und Max Wucherer.

Auch über den Fotografen Raimund Hotz wissen wir fast überhaupt nichts. Es gibt weder eine Geschäftsanzeige noch irgendwelche persönliche Angaben. Für mich bleibt deshalb nur die eine Erklärung, dass es sich bei ihm um den bekannten Konstanzer "Goldarbeiter" gleichen Namens handeln muss, der sich wohl für wenige Jahre auch im fotografischen Metier erprobt hat. Wir haben ja schon gesehen, dass sich vorwiegend Maler in diesem Beruf versucht haben. Da liegt es nahe, dass auch ein Goldarbeiter, der ja ebenfalls mit Metallen und chemischen Reagenzien Umgang hatte und sich daher wesentlich leichter in die technischen Bereiche dieses Berufes einarbeiten konnte, zeitweise als Fotograf tätig gewesen ist.

So besitzt das Stadtarchiv auch von dem bekannten Zeichenlehrer Gebhard Gagg (geb. am 8.6.1839 in Luzern, gest. am 24.12.1921 in Konstanz), der sich 1867 in Konstanz niederließ, eine ganze Reihe von Fotografien aus den sechziger und siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, darunter Aufnahmen von Marmorstatuen aus den Vatikanischen Museen in Rom. Er war aber nicht nur ein Liebhaber von antiken Statuen, sondern er hat auch etliche Konstanzer und Kreuzlinger Gebäude aufgenommen. Trotzdem wird er in den Adressbüchern nie unter den Fotografen aufgeführt. Für ihn wie auch für andere seiner Malerkollegen bedeutete die Fotografie einfach eine neue Erweiterung seiner bildnerischen Möglichkeiten, die er begeistert genutzt hat. Immerhin war seine Tätigkeit in diesem Bereich so bekannt, dass auch die "Konstanzer Zeitung" in einem Artikel über von ihm angefertigte fotografische Reproduktionen berichtet hat.

Max Wucherer hingegen wurde am 29.9.1842 in Allensbach als Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren und kam schon in jungen Jahren zur Fotografie. Er tat sich zunächst mit dem älteren German Wolf zusammen (siehe Anzeige in der Konstanzer Zeitung vom 27.1.1865), um genügend Erfahrungen in diesem anspruchsvollen Beruf zu sammeln, bevor er dann im August 1866 ein eigenes Geschäft in der Nähe des Hauptbahnhofs eröffnete. Auch vom ihm besitzt das Stadtarchiv einige sehr schöne Bilder. 1871 heiratete er dann und zog wieder nach Allensbach in sein neuerbautes Haus. Dort hielt es ihn aber nicht lange und er wanderte schon ein Jahr später zusammen mit seiner jungen Frau in die USA aus. In welche Stadt er dort gezogen ist und ob er da weiterhin als Fotograf tätig war, ist unbekannt. Wir wissen nur, dass er dort auch 1874 gestorben ist.

In den folgenden Jahren bis zur Jahrhundertwende kamen mit Karl Hotz (Anzeige in der Konstanzer Zeitung vom 11.4.1868 - Fischmarktstraße (alte Nummer 800, heute Zollernstr. 33), Wilhelm Lauer, Josef Kuban, Ludwig Gerber, J. Koller, Hugo Kopp, Julius Sachsenmeyer (der schon am 13.8. 1892 im Alter von 35 Jahren starb), Josef Bentele, Tobias Halm, Josef Kuttruff, Johann Kindermann, Anton Krumm, Joseph Ohlenschläger und Gustav Stoffleth viele weitere Fotografen hinzu. Von ihnen konnten sich aber nur Josef Kuban, Josef Kuttruff und Joseph Ohlenschläger auf Dauer in Konstanz etablieren.

Josef Kuban war zunächst Mitarbeiter des Konstanzer Fotografen Andreas Einhart und eröffnete am 10.5.1876 ein eigenes Atelier in der Paulsstraße (alte Nr. 310, heute Hussenstr. 26a). Er entwickelte sich bald zu einem der bevorzugten Fotografen der Familie Leiner und viele seiner Aufnahmen haben sich im Nachlass Leiner erhalten. Im Jahre 1905 übernahm das Geschäft dann sein Sohn Friedrich Kuban.

Hier ein typisches Portrait aus dem Kubanschen Atelier, dessen Rückseite sowie die Rückseite von zwei weiteren Portraitfotos. Leider ist bei diesen Bildern kaum bekannt, aus welcher Zeit sie stammen.

Josef Bentele wurde 1864 geboren und hat 1886 das Fotoatelier des Konstanzer Fotografen Andreas Einhart übernommen. Im Konstanzer Adressbuch wird er immerhin bis zum Jahr 1894 aufgeführt. Danach finden sich keine Nachrichten mehr über ihn. Fotos von seiner Hand sind extrem selten. und deuten darauf hin, dass er auf keinen Fall zu den gefragtesten Vertretern seiner Kunst gehört hat.

Josef Kuttruff eröffnete am 22.2. 1865 eine Lithografie- und Steindruckerei in der Paradiesstraße (alte Nr. 287, heute Obere Laube 51) und verlegte sie schon 1869 in einen Neubau in der Schottenstraße (neben dem heutigen Technischen Rathaus). Am 1.6.1890 fügte er noch ein fotografisches Atelier hinzu, das bald stark nachgefragt wurde. Er starb am 10.7.1892 im Alter von 52 Jahren. Das Geschäft wurde dann von seinem Sohn Anton Kuttruff erfolgreich weitergeführt.

Hier eine beispielhafte Carte de Visite des Ateliers J. Kuttruff samt deren Rückseite.

Joseph Ohlenschläger dagegen taucht erstmals 1896 im Adressbuch auf, muss sich aber bald einen guten Namen gemacht haben, denn er hat auf Wunsch des bekannten Historikers und Rechtsgelehrten Konrad Beyerle die meisten Aufnahmen für den ersten Band des 1906 herausgegebenen "Konstanzer Häuserbuches" getätigt. Er besaß ein Atelier in der Hussenstr. 15, war aber wohl kein Konstanzer. Sonst sind aber wenig Aufnahmen von ihm bekannt und auch nichts über seine weiteren Lebensumstände. Er taucht letztmals im Adressbuch von 1933 auf.

Die Bilder zeigen zwei von Ohlenschläger hergestellte Ansichtskarten (Bodanshalle und Café Passage) sowie zwei Cartes des Visite mit deren Rückseite. Auf der einen ist vermerkt: Konstanz - Hussenstraße 15 und Donaueschingen, Karlssstr. 392. Man beachte auch die dezente Colorierung des Soldaten-Portraits.

Jetzt will ich aber noch zu der bekanntesten Konstanzer Fotografen-Dynastie, den Wolfs kommen. Sie dokumentiert über 80 Jahre Konstanzer Zeitgeschehen und hat damit eine ganze Epoche der Fotografiegeschichte von Konstanz geprägt.

Der Stammvater dieser sehr begabten Lichtbildner, German Wolf, wurde am 12.10.1830 in Nendingen im Kreis Tuttlingen geboren und muss schon früh, wohl schon Ende der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts mit dieser neuen Technik in Berührung gekommen sein. Wahrscheinlich ist er damals mit Wander-Fotografen in Kontakt gekommen und hat sich nach und nach in dieses Metier eingearbeitet. Näheres über diese Zeit ist leider bisher nicht bekannt geworden. Als er sich dann 1859 in Stuttgart niederließ, in dem damals schon einige renommierte Lichtbildner residierten, war er schon ein anerkannter Meister seines Fachs und verfügte über beste Beziehungen. Deshalb konnte er schon in seiner ersten Geschäftsanzeige selbstbewusst erklären: "Da meine Firma vermöge meiner Arbeiten durch mehrjährige Reise in Deutschland und in der Schweiz auch in hiesigen hohen Kreisen ziemlich bekannt seyn wird..." Welche hohen Kreise damit gemeint waren, belegen eindrücklich die Aufnahmen des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Württemberg, die er 1860 gemacht hat. 1861 wurde ihm gestattet, die Fresken des königlichen Schlosses in Stuttgart zu fotografieren. Das Königshaus war vom Ergebnis seiner Arbeiten so beeindruckt, dass ihm König Wilhelm I. von Württemberg noch im gleichen Jahr die Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft verlieh. Auch hat er nur in seinem ersten Stuttgarter Jahr mit einigen wenigen Inseraten auf sich aufmerksam gemacht, was ebenfalls darauf hindeutet, dass er schon einen ausreichenden und potenten Kundenkreis besaß. In dieser Zeit begann er auch schon mit seinen fotografischen Architekturstudien, die seine Söhne dann erfolgreich weitergeführt haben. 1864 verließ Wolf Stuttgart und ließ sich in Konstanz nieder. Dort heiratete er die Konstanzerin Pauline Herter. Deren Vater besaß ein großes Haus in der Kanzleistr. 13, das sich gut für die Einrichtung eines großen Fotoateliers eignete. Auch in der Bodenseestadt gelang es ihm schnell hohe Kundschaft zu finden, wie die schon 1867 erfolgte Ernennung zum badischen Hofphotografen belegt. Über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten seines Metiers war er sich vollauf bewusst und folgerichtig ist sein Name auch mit einigen wegweisenden Projekten verknüpft. So gab er schon 1869 eine fotografische Wiedergabe der Richental-Chronik heraus, die zu den frühesten Reproduktionen ihrer Art im Bodenseeraum zählt. Bald griffen auch bedeutende Kunsthistoriker für ihre Arbeiten auf seine Bilder zurück. Erinnert sei hier nur an das "Konstanzer Häuserbuch", das eine ganze Reihe von Wolf-Aufnahmen verwendet hat sowie die "Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden" von Franz Xaver Kraus. Aber auch seine "Studienblätter für Maler, Architekten, Bildhauer und Kunstfreunde" waren außerordentlich erfolgreich und wurden bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts von zahlreichen Museen und Instituten erworben. Mit seinen umfangreichen fotografischen Dokumentationen zum Bau der Arlberg-Bahn und der Höllental-Bahn bekam er internationales Ansehen und er erhielt dafür 1884 vom österreichischen Kaiser die große goldene Medaille für Kunst. Als er am 17.4. 1890 in Konstanz plötzlich mit nur 60 Jahren einem Herzschlag erlag, stand sein German-Wolf-Kunstverlag auf der Höhe seines Erfolges. Ihn führten seine beiden Söhne Alfred und Eugen, ebenfalls gut ausgebildete Fotografen, zunächst gemeinsam weiter.

Sie sehen eine (leider schlecht erhaltene) Aufnahme des alten Konstanzer Leuchtturms sowie den nördlichen Münsterplatz. Portraits der Wolfs sind leider nur wenige erhalten.

Alfred Wolf, der ältere, wurde am 27.7.1863 in Stuttgart geboren und verlor seine Mutter schon kurz nach der Geburt. Er erhielt eine sehr gründliche Ausbildung bei seinem Vater und bei bekannten auswärtigen Fotografen. Alfred avancierte deshalb schon in jungen Jahren zum wichtigsten Mitarbeiter seines Vaters und hat wohl gerade in den späten 80er Jahren viele Aufnahmen für den German-Wolf-Verlag getätigt. Doch nur zwei Jahre nach dem Tod von German Wolf wurde er von seiner Stiefmutter und seinem Stiefbruder aus dem väterlichen Geschäft gedrängt und war gezwungen, ein eigenes Fotoatelier zu eröffnen.. Er übernahm das gut bekannte Fotoatelier von Friedrich Halm in der Rosgartenstr.20. Sehr rasch gewann er das Vertrauen der Konstanzer Stadtverwaltung und wurde von dieser mit vielen Auftragsarbeiten bedacht. Er muss ein hervorragender Fotograf gewesen sein, dafür sprechen schon seine zahlreichen Auszeichnungen bei Fotografie-Ausstellungen in den Jahren 1895-1900 sowie die Verleihung des Hof-Photographen-Prädikats. Er entwickelte sich auch schnell zu einem gefragten Fotografen für Objekte der Technik und Industrie. Besonders von den Zeppelin-Werken in Friedrichshafen bekam er nach der Jahrhundertwende viele Aufträge. Diese sehr erfolgreiche Zeit wurde durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Alfred Wolf verlor in dieser Zeit sein ganzes Vermögen und auch beruflich gab es in den ersten Nachkriegsjahren für ihn kaum noch etwas zu verdienen. Verarmt und vereinsamt starb er am 25.8.1930 im städtischen Altersheim. Seine Fotografien und seine Ausrüstung erhielt nun sein Stiefbruder Eugen, der sie in seinen fotografischen Bestand integrierte, sodass heute nur diejenigen Aufnahmen Alfred Wolf zugeschrieben werden können, die seinen Stempel tragen.

Eugen Wolf wurde am 27.1.1865 in Konstanz geboren und wurde durch die Mithilfe seiner Mutter zum eigentlichen Nachfolger German Wolfs. Nachdem sein Stiefbruder aus dem Geschäft gedrängt war, erhielt er 1893 vom badischen Großherzog die Erlaubnis zur Weiterführung der väterlichen Firma und zur Verwendung des Hofphotographenprädikats seines Vaters. Im Gegensatz zu seinem Bruder hat er aber nie persönlich diesen Titel erhalten. Er beteiligte sich ebenfalls erfolgreich an einigen nationalen und internationalen Fotografie-Ausstellungen. Vor allem aber führte er die Architektur-Fotografie und den Kunstverlag seines Vaters fort und hat systematisch die bedeutendsten Gebäude von Konstanz lichtbildnerisch dokumentiert. Aber auch wertvolle Konstanzer Kunstsammlungen, die längst nicht mehr in unserer Stadt beheimatet sind, wurden von ihm abfotografiert. Sie bilden heute einen besonderen dokumentarischen Schatz. Außerordentlich eindrucksvoll sind aber auch seine großformatigen Brücken-Dokumentationen der Bodensee-Toggenburg- und Chur-Arosa-Bahn, die er vom Bau der hölzernen Lehrgerüste bis zur Fertigstellung fotografisch begleitet hat. Bei dem hohen erforderlichen zeitlichen und technischen Aufwand können das nur Auftragsarbeiten von offizieller Seite gewesen sein. Sie zeugen eindrucksvoll von seinem hohen Können und seinem außerordentlichen damaligen Bekanntheitsgrad. Als letzter und unverheiratet gebliebener Exponent der Konstanzer Fotografen-Dynastie Wolf starb er am 14.6.1939 im Altersheim. Der Stadt Konstanz hingegen hinterließ er den heute im Stadtarchiv verwahrten umfangreichen Bestand an rund 8430 Negativ-Glas-Platten und vielen Tausenden von Abzügen., der immer noch nicht völlig sicherungsverfilmt ist. Diese Verfilmung erfolgreich abzuschließen und damit diesen wertvollen Bilderschatz der Nachwelt zu erhalten, wird eine vordringende Aufgabe der nächsten Jahre sein.

Ich aber hoffe, Ihnen deutlich gemacht zu haben, wie wichtig solche Bilddokumentationen für die Stadtgeschichte und für unser Bild der Lebenswelten unserer Ahnen sind. Sorgen wir also dafür, dass auch kommende Generationen unsere heutige Welt noch nacherleben können.

Soweit der Vortrag von Norbert Fromm, an den sich noch eine recht interessante Diskussion zu Fragen rund um die frühe Fotografie anschloss. Nachfolgend eine Liste der noch nicht erwähnten Fotografen aus dem Adressbuch 1937 - viele weitere fehlen noch und werden von Zeit zu Zeit ergänzt.

Baur, Georg
Zollernstraße 22, II (EW-Buch 1937)

Dittmar, B., Hof-Photograph, Inh. K.L. Dittmar, So. 11-13 Uhr,
Rosgartenstraße 1 Tel. 1671 (EW-Buch 1937)

Fischer, Josef - Photohaus I. Spezialgeschäft am Platze
Hussenstraße 18, Tel 666 (EW-Buch 1937)

Hübner, Franz, Lichtbildner, Photobedarfsartikel
Saarlandstraße (Bodanstraße, Hugenbergstraße, Am Graben) 15, Tel. 205 (EW-Buch 1937)

Immle, Max,
Fürstenbergstraße 85 (EW-Buch 1937)

Kuban, Friedrich,
Hussenstraße 28, Tel. 325 (EW-Buch 1937)

Kuttruff A.,
Robert-Wagner-Straße (Untere Laube) 18-20, Tel. 609 (EW-Buch 1937)

Vogler, Theodor,
Wessenbergstraße 19 (EW-Buch 1937)

Wieser, Edwin, Photoatelier,
Turnierstraße 25 (EW-Buch 1937)

Winterer, Anne, Lichtbildnerin,
Renkenweg 11, Tel. 738 (EW-Buch 1937)

Wolf, German, Inh. Wolf Eugen,
Franz-Seldte-Straße (Schützenstraße) 19 (EW-Buch 1937)

Letzte inhaltliche Überarbeitung dieser Seite: 15.05.2008.

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